Glocken des Kölner Doms in der Petrikirche
Ganz leise begann es. Mit dem elektronisch bearbeiteten Singen von Metall. Schwirrende, irritierende Klänge, die sich doch eindeutig als Glockengeläut identifizieren lassen. Obwohl sie ohne das perkussive Element des Anschlagens daherkommen. Die Glocken des Kölner Doms, reduziert auf ihre Obertonstruktur, digitalisiert und mit Frequenzfiltern bearbeitet, eröffneten am Sonntag ein spannendes Konzert für Blockflöten, Didgeridoo und Live-Elektronik in der Petrikirche. Sie stimmten ein auf das Klangexperiment Commentari.
Ausgehend von der Vertonung der Legende der Heiligen Ursula durch Hildegard von Bingen O ecclesia, setzten sich Dorothée Hahne und die Flötenvirtuosin Dorothee Oberlinger mit den klanglichen Möglichkeiten des Blockflöten- und elektronischen Instrumentariums in der Akustik des Kirchenraums auseinander. In vier Betrachtungen wurde Form und Struktur der Sequenz O ecclesia aufgegriffen und durch das Klangrepertoire von Alt-, Sopran- und Subbassblockflöte ergänzt. Die Komponistin bearbeitete diese Klänge live, indem sie in elektronisch generierten Zeitschleifen ausgewählte Töne und Themen der Blockflötistin repetierte und die Klänge der Solistin in Mehrstimmigkeit und Polyrhythmik aufbrach. Es entstanden fließende, meditative Klangräume.
Im Mittelpunkt der zweiten Betrachtung standen die Subbassblockflöte und die Emanzipation der Elektronik. War diese zuvor noch auf die Bearbeitung des live eingespielten Materials beschränkt, erklangen nun vorproduzierte Klänge aus dem Spektrum der Subbassflöte. Diese rotierten durch eine spezielle 4-Kanaltechnik im Kirchenraum und ergänzten die Klanggewalt der gigantischen Flöte, die zuweilen an ein Kontrafagott oder ein Basssaxofon erinnerte. Ganz anders dann die virtuose Leichtigkeit der Sopranflöte. Über einem vom Sampler wiederholten Ostinato entwickelte Dorothee Oberlinger ein atemberaubendes Spiel. Die Rhythmusverschiebungen erinnerten in ihrer rasenden Unbewegtheit an den Minimalisten Steve Reich. Ein Duo für Mittelalterflöte und Didgeridoo, reflektierte noch einmal die vorangegangenen Themen und beschloss ein äußerst gelungenes Konzert mit zeitgenössischer Musik. Stefan Herkenrath
Dienstag, 12. Oktober 2004 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Münster)
Ein atemberaubendes Spiel | 12.10.2004 Westfälische Nachrichten
Glocken des Kölner Doms in der Petrikirche
Ganz leise begann es. Mit dem elektronisch bearbeiteten Singen von Metall. Schwirrende, irritierende Klänge, die sich doch eindeutig als Glockengeläut identifizieren lassen. Obwohl sie ohne das perkussive Element des Anschlagens daherkommen. Die Glocken des Kölner Doms, reduziert auf ihre Obertonstruktur, digitalisiert und mit Frequenzfiltern bearbeitet, eröffneten am Sonntag ein spannendes Konzert für Blockflöten, Didgeridoo und Live-Elektronik in der Petrikirche. Sie stimmten ein auf das Klangexperiment Commentari.
Ausgehend von der Vertonung der Legende der Heiligen Ursula durch Hildegard von Bingen O ecclesia, setzten sich Dorothée Hahne und die Flötenvirtuosin Dorothee Oberlinger mit den klanglichen Möglichkeiten des Blockflöten- und elektronischen Instrumentariums in der Akustik des Kirchenraums auseinander. In vier Betrachtungen wurde Form und Struktur der Sequenz O ecclesia aufgegriffen und durch das Klangrepertoire von Alt-, Sopran- und Subbassblockflöte ergänzt. Die Komponistin bearbeitete diese Klänge live, indem sie in elektronisch generierten Zeitschleifen ausgewählte Töne und Themen der Blockflötistin repetierte und die Klänge der Solistin in Mehrstimmigkeit und Polyrhythmik aufbrach. Es entstanden fließende, meditative Klangräume.
Im Mittelpunkt der zweiten Betrachtung standen die Subbassblockflöte und die Emanzipation der Elektronik. War diese zuvor noch auf die Bearbeitung des live eingespielten Materials beschränkt, erklangen nun vorproduzierte Klänge aus dem Spektrum der Subbassflöte. Diese rotierten durch eine spezielle 4-Kanaltechnik im Kirchenraum und ergänzten die Klanggewalt der gigantischen Flöte, die zuweilen an ein Kontrafagott oder ein Basssaxofon erinnerte. Ganz anders dann die virtuose Leichtigkeit der Sopranflöte. Über einem vom Sampler wiederholten Ostinato entwickelte Dorothee Oberlinger ein atemberaubendes Spiel. Die Rhythmusverschiebungen erinnerten in ihrer rasenden Unbewegtheit an den Minimalisten Steve Reich. Ein Duo für Mittelalterflöte und Didgeridoo, reflektierte noch einmal die vorangegangenen Themen und beschloss ein äußerst gelungenes Konzert mit zeitgenössischer Musik. Stefan Herkenrath
Dienstag, 12. Oktober 2004 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Münster)