Harmonie von Bach und Avantgarde-Musik | 21.11.2005 Rheinische Post

Zu Recht erscholl begeisterter Applaus, nachdem am Freitagabend ein ungewöhnliches Konzert in der Lutherkirche geendet hatte. Nicht nur dies, viele Menschen gingen bewegt auf die Musiker zu und bedankten sich persönlich. Dabei bot das Programm Neue Musik – keine Popmusik. Und das Programm trug auch noch den klischeehaften Titel „Der Himmel voller Geigen.” Der Untertitel traf das Konzertgeschehen genauer: „Glaube daran, dass es keine Grenzen außer dem Himmel gibt.” Wer hätte gedacht, dass sich avantgardistische Musik in einem einzigen Konzert mit der des Übermusikers Johann Sebastian Bach zu einem harmonischen, wohltuenden Ganzen mischt?
Und niemand wartete wirklich darauf, dass endlich wieder Bach gespielt wurde, weil die Neue Musik sprachlos war. Die Kompositionen von Dorothée Hahne im Schwerpunkt, ergänzt durch je eine von Thorsten Töpp und Lenka Zupkovka, boten verschiedenste elektronische Klänge, verfremdete Glocken, Schaben und Kratzen. Die einzelnen Sätze von Bachs Violinsonate in a-moll wechselten sich stimmig mit den fremden Geräuschen ab, als seien die Klangwelten längst miteinander vertraut. Die Kompositionen Hahnes beeindruckten vor allem dadurch, dass sie trotz komplexer Strukturen unmittelbar die Hörer berührten. Durch Lautsprechertechnik ermöglicht, wanderten Töne im Kirchenraum umher und ließen auch diesen aufleben. Neben den tiefsinnigen Kompositionen hatte Lenka Zupkovka mit ihrem anmutigen, beseelten Spiel auf Violine oder E-Violine großen Anteil am Erfolg des Konzertes. Und Thorsten Töpp, Leiter des „Forum Neue Musik” aus Duisburg, verdient große Anerkennung für das so gelungen zusammengestellte Programm. Ein durchaus geistliches Konzert mit Neuer Musik, das gut getan hat.

VON MARTIN DEMMER / Rheinische Post 21.11.2005 KRE

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