24. September 2008 |
21:00 | bis | 22:30 |
Stefano Scodanibbio / Dorothee Oberlinger / Sebastian Gramss
Größer könnten die Unterschiede zwischen den beiden Instrumenten allein äußerlich nicht sein. Während die Blockflöte nahezu in jede Handtasche passt, kann sich der Kontrabass schnell als sperriger Reisebegleiter entpuppen. Aber auch musikgeschichtlich liegen Welten zwischen ihnen. Erfreute sich die Blockflöte bereits im 15. Jahrhundert hoher Beliebtheit, übernahm der Kontrabass erst im 19. Jahrhundert als Orchesterstimme und schließlich im Jazz des 20. Jahrhunderts seine gewichtige Rolle ein. Eines verbindet beide Instrumente dennoch: In der Neuen-Musik-Szene fristeten sie lange ein eher stiefmütterliches Dasein. Für ihr neues Selbstbewusstsein haben aber gerade zwei Musiker einiges getan, gelten die Blockflötistin Dorothee Oberlinger und der Kontrabassist Stefano Scodanibbio doch aktuell als die Meisterinterpreten an ihrem jeweiligen Instrument. Vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht das Repertoire der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Dorothee Oberlinger. Scodanibbio arbeitet dagegen u. a. mit Komponisten wie Salvatore Sciarrino und Vinko Globokar ausschließlich an dem zeitgenössischen Ausdruckspotenzial seines Kontrabasses. Beim altstadtherbst kulturfestival begegnen sich Dorothee Oberlinger und Scodanibbio nun nicht nur erstmals, in den Improvisationen gesellt sich mit dem Kölner Kontrabassist Sebastian Gramss sogar einer der unberechenbarsten, intelligentesten und unterhaltsamsten Sprengköpfe des Jazz hinzu. In den Solopassagen zeigen Dorothee Oberlinger und Scodanibbio hingegen, mit welchem Facettenreichtum sie unbekannte Klangräume hörbar machen können. Scodanibbio präsentiert neben dem wilden Show-Piece „Valentine“ des Amerikaners Jacob Druckman vor allem Werke von Landsmännern. Das 1986 ihm gewidmete Stück „Esplorazione del bianco I“ (Die Erforschung des Weiß) von Sciarrino ist eine geheimnisvoll reduzierte Klangstudie voller Einzeltöne, Glissandi und Flageoletts. Ähnlich feingliedrig und subtil ist auch der ursprünglich für Vokal-Bass komponierte „Canto Nr. 2“ des legendären Eigenbrötlers Giacinto Scelsi gestaltet. Scodanibbio hat dieses Stück aus dem Zyklus „WO MA“ ebenso für Kontrabass eingerichtet wie die „Sequenza XIV“, die Luciano Berio 2002 ursprünglich für Violoncello komponiert hat. Mit der „Sequenza XIVb“ schloss Scodanibbio somit eine Lücke in den „Sequenzas“, dieser Reihe für diverse Soloinstrumente. Als eine Art „kleine Sequenza“ werden auch die 1966 entstandenen virtuosen „Gesti“ für Blockflöte bezeichnet, mit der Dorothee Oberlinger ihren ersten Soloteil abschließt und an den sie nach der Pause mit „Perla“ (2008) des Japaners Dai Fujikura und mit J.S. Bachs Flöten-Partita BWV 1013 anknüpft. Zuvor aber schlägt sie einen zeitlich weiten Bogen vom Mittelalter bis in die jüngste Gegenwart. Zunächst spielt Dorothee Oberlinger die Bearbeitung des Gesangs „O Ecclesia – Freie Sequenz an St. Ursula“ der Äbtissin, Mystikerin und Komponistin Hildegard von Bingen. An diese Sequenz knüpfte knapp ein Jahrtausend später sodann die Bonner Komponistin Dorothée Hahne an, als sie im Jahr 2000 für Dorothee Oberlinger den Zyklus „Commentari“ schrieb und eine Raummusik aus akustischen und elektronischen Klängen schuf. Bei solchen an- und aufregenden Kontrasten und Dialogen stellen sich die einmal von John Cage beschworenen „Happy New Ears“ auf jeden Fall ein.
Programm:
Salvatore Sciarrino (*1947) | Esplorazione del bianco I (gewidmet S. Scodanibbio)
Hildegard von Bingen (1098–1179) | O Ecclesia – Freie Sequenz an St. Ursula für Blockflöte
Dorothée Hahne (*1966) | Commentari III (2000) für Blockflöte und Zuspielband
Luciano Berio (1925–2003) | Gesti für Blockflöte
Sequenza XIVb, Version für Kontrabass von Stefano Scodanibbio
Improvisation Scodanibbio-Gramss
PAUSE
Dai Fujikura (*1977) | Perla (2008) für Bassblockflöte
Giacinto Scelsi (1905–1988) | Canto Nr. 2 aus „WO MA“ (transkribiert von S. Scodanibbio)
Johann Sebastian Bach (1685–1750) | Partita a-Moll BWV 1013 für Blockflöte Allemande / Corrente / Sarabande / Bourée anglaise
Jacob Druckman (1928–1996) | Valentine für Kontrabass
Improvisation
Scodanibbio-Gramss-Dorothee Oberlinger
Stefano Scodanibbio, Kontrabass
Dorothee Oberlinger Blockflöten
Sebastian Gramss, Kontrabass
Ort:
Neanderkirche
Bolkerstraße 36
Düsseldorf D
Kontakt:
Altstadtherbst Kulturfestival Düsseldorf
0211.617 0 617
tickets@altstadtherbst.de
http://www.altstadtherbst.de/2008/programm/KontrabassUndBlockfloete.htm
Kosten: 19 / 15 Euro
Düsseldorf: Kontrabass und Blockflöte – Kontraste und Dialoge
Stefano Scodanibbio / Dorothee Oberlinger / Sebastian Gramss
Größer könnten die Unterschiede zwischen den beiden Instrumenten allein äußerlich nicht sein. Während die Blockflöte nahezu in jede Handtasche passt, kann sich der Kontrabass schnell als sperriger Reisebegleiter entpuppen. Aber auch musikgeschichtlich liegen Welten zwischen ihnen. Erfreute sich die Blockflöte bereits im 15. Jahrhundert hoher Beliebtheit, übernahm der Kontrabass erst im 19. Jahrhundert als Orchesterstimme und schließlich im Jazz des 20. Jahrhunderts seine gewichtige Rolle ein. Eines verbindet beide Instrumente dennoch: In der Neuen-Musik-Szene fristeten sie lange ein eher stiefmütterliches Dasein. Für ihr neues Selbstbewusstsein haben aber gerade zwei Musiker einiges getan, gelten die Blockflötistin Dorothee Oberlinger und der Kontrabassist Stefano Scodanibbio doch aktuell als die Meisterinterpreten an ihrem jeweiligen Instrument. Vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht das Repertoire der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Dorothee Oberlinger. Scodanibbio arbeitet dagegen u. a. mit Komponisten wie Salvatore Sciarrino und Vinko Globokar ausschließlich an dem zeitgenössischen Ausdruckspotenzial seines Kontrabasses. Beim altstadtherbst kulturfestival begegnen sich Dorothee Oberlinger und Scodanibbio nun nicht nur erstmals, in den Improvisationen gesellt sich mit dem Kölner Kontrabassist Sebastian Gramss sogar einer der unberechenbarsten, intelligentesten und unterhaltsamsten Sprengköpfe des Jazz hinzu. In den Solopassagen zeigen Dorothee Oberlinger und Scodanibbio hingegen, mit welchem Facettenreichtum sie unbekannte Klangräume hörbar machen können. Scodanibbio präsentiert neben dem wilden Show-Piece „Valentine“ des Amerikaners Jacob Druckman vor allem Werke von Landsmännern. Das 1986 ihm gewidmete Stück „Esplorazione del bianco I“ (Die Erforschung des Weiß) von Sciarrino ist eine geheimnisvoll reduzierte Klangstudie voller Einzeltöne, Glissandi und Flageoletts. Ähnlich feingliedrig und subtil ist auch der ursprünglich für Vokal-Bass komponierte „Canto Nr. 2“ des legendären Eigenbrötlers Giacinto Scelsi gestaltet. Scodanibbio hat dieses Stück aus dem Zyklus „WO MA“ ebenso für Kontrabass eingerichtet wie die „Sequenza XIV“, die Luciano Berio 2002 ursprünglich für Violoncello komponiert hat. Mit der „Sequenza XIVb“ schloss Scodanibbio somit eine Lücke in den „Sequenzas“, dieser Reihe für diverse Soloinstrumente. Als eine Art „kleine Sequenza“ werden auch die 1966 entstandenen virtuosen „Gesti“ für Blockflöte bezeichnet, mit der Dorothee Oberlinger ihren ersten Soloteil abschließt und an den sie nach der Pause mit „Perla“ (2008) des Japaners Dai Fujikura und mit J.S. Bachs Flöten-Partita BWV 1013 anknüpft. Zuvor aber schlägt sie einen zeitlich weiten Bogen vom Mittelalter bis in die jüngste Gegenwart. Zunächst spielt Dorothee Oberlinger die Bearbeitung des Gesangs „O Ecclesia – Freie Sequenz an St. Ursula“ der Äbtissin, Mystikerin und Komponistin Hildegard von Bingen. An diese Sequenz knüpfte knapp ein Jahrtausend später sodann die Bonner Komponistin Dorothée Hahne an, als sie im Jahr 2000 für Dorothee Oberlinger den Zyklus „Commentari“ schrieb und eine Raummusik aus akustischen und elektronischen Klängen schuf. Bei solchen an- und aufregenden Kontrasten und Dialogen stellen sich die einmal von John Cage beschworenen „Happy New Ears“ auf jeden Fall ein.
Programm:
Salvatore Sciarrino (*1947) | Esplorazione del bianco I (gewidmet S. Scodanibbio)
Hildegard von Bingen (1098–1179) | O Ecclesia – Freie Sequenz an St. Ursula für Blockflöte
Dorothée Hahne (*1966) | Commentari III (2000) für Blockflöte und Zuspielband
Luciano Berio (1925–2003) | Gesti für Blockflöte
Sequenza XIVb, Version für Kontrabass von Stefano Scodanibbio
Improvisation Scodanibbio-Gramss
PAUSE
Dai Fujikura (*1977) | Perla (2008) für Bassblockflöte
Giacinto Scelsi (1905–1988) | Canto Nr. 2 aus „WO MA“ (transkribiert von S. Scodanibbio)
Johann Sebastian Bach (1685–1750) | Partita a-Moll BWV 1013 für Blockflöte Allemande / Corrente / Sarabande / Bourée anglaise
Jacob Druckman (1928–1996) | Valentine für Kontrabass
Improvisation
Scodanibbio-Gramss-Dorothee Oberlinger
Stefano Scodanibbio, Kontrabass
Dorothee Oberlinger Blockflöten
Sebastian Gramss, Kontrabass
Ort:
Neanderkirche
Bolkerstraße 36
Düsseldorf D
Kontakt:
Altstadtherbst Kulturfestival Düsseldorf
0211.617 0 617
tickets@altstadtherbst.de
http://www.altstadtherbst.de/2008/programm/KontrabassUndBlockfloete.htm
Kosten: 19 / 15 Euro