3. June 2007 | ||
10:30 | bis | 11:45 |
Anläßlich des Jubiläums 50 Jahre Soroptimist International Club Köln:
Musik aus Mittelalter und Gegenwart
NN (Blockflöten)
Dorothée Hahne (Elektronik, Didgeridoo)
Programm:
[ 1 ] Dorothée Hahne: Speciosa für elektronische Klänge der Kölner Domglocken
[ 2 ] Hildegard von Bingen: O ecclesia für Didgeridoo und Blockflöte
[ 3 ] Dorothée Hahne: commentari III für Blockflöte & Live-Elektronik
[ 4 ] Codex las Huelgas: Virgo, Sidus Aureum
[ 5 ] Codex Levi: Nani nani – Sephardisches Volkslied (Blockflöte solo)
[ 6 ] Dorothée Hahne: dance macabre (in memoriam Ingrid Kreutz) [2006] für Sopranblockflöte & Live-Elektronik
[ 7 ] Codex Levi: Una matica de ruda – Sephardisches Volkslied (Blockflöte Solo)
[ 8 ] Dorothée Hahne: Luscinia [2007 – Uraufführung] für Soranblockflöte & Live-Elektronik
Das Konzert erscheint als CD “Musik aus Mittelalter und Gegenwart” anläßlich des 50jährigen Jubiläums von Soroptimist International Club Köln in einer limitierten Edition. Aufgrund der großen Nachfrage erscheint eine 2. limitierte Auflage von 100 Stück, die über den newsicStore ab dem 07.07.07 erhältlich ist.
Ort: Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule, Köln D 50667
Karten: 30,00 EU
[ 1 ] Dorothee Hahne: Speciosa
Musik für elektronisch bearbeitete Klänge der Kölner Domglocken [2003]
Glockenklänge begleiten unverändert seit Jahrhunderten die akustische Wahrnehmung der Zeit. Digitalisiert und elektronisch durch Augmentation, Transponierung und Frequenzfilter bearbeitet, erhalten die Klänge, die in der Vergangenheit den Tagesablauf der Menschen strukturierten, neuartige Transparenzen, die bisher überdeckte Klangspektren hörbar werden lassen. Die verwendeten Klänge sind die der Preciosa, Dreikönigenglocke, aber hauptsächlich der Speciosa, die als Brücke zwischen der Pretiosa (g’) und Dreikönigenglocke (h’) mit dem Schlagton a’ erklingt. Die Komposition entstand im Auftrag des Kölner Weihbischofs Dr. Hofmann und wurde anläßlich des 150jährigen Jubiläums des Verein für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen e.V. im Mai 2003 in
Köln uraufgeführt.
[ 2 ] Hildegard von Bingen: O ecclesia
Bearbeitung für Tenorblockflöte / Didgeridoo [Hahne/Dorothee Oberlinger 1999]
In dieser freien Sequenz bezieht sich Hildegard von Bingen auf die Märtyrerlegende der heiligen Ursula und ihrer vermeintlichen 11000 Jungfrauen und behandelt dieses Sujet zugleich als Allegorie
auf die Kirche. Von dieser Legende einer der populärsten Heiligen existieren zahlreiche Variationen.
Hildegard von Bingen (1098 – 1179), Äbtissin, Mystikerin, Prophetin, Ärztin und Komponistin gehört zu den bedeutendsten Frauengestalten weit über das Mittelalter hinaus. Sie hinterließ ein umfangreiches Oeuvre von einstimmigen Vertonungen eigener lateinischer Dichtungen, die in germanischer Choralnotation überliefert sind. “O ecclesia occuli tui” bildet den Ausgangspunkt der commentari-Kompositionen von Dorothée Hahne
[ 3 ] Dorothee Hahne: commentari III
für Sopranblockflöte & Live-Elektronik [2000]
Dorothée Hahnes 5-teiliger Zyklus commentari wurde speziell für Dorothee Oberlinger komponiert und erfuhr im Juni 1999 beim Romanischen Sommer in Köln seine Uraufführung. Darin “kommentiert” die Komponistin, gemäß der ursprünglichen Übersetzung des lateinischen Verbes (genau überdenken), die Heiligenlegende aus dem ersten Jahrtausend, deren Vertonung durch Hildegard von Bingen zu Beginn des 2. Jahrtausends und bebildert wiederum das Geschehen in der ihr eigenen Musiksprache unserer Zeit. commentari III, der vierte Teil des commentari-Konzertes, wurde 2000 fertiggestellt. Die Sopranblockflöte spielt zu Beginn ein Ostinato, das von der Elektronik wiederholt, treibender Rhythmus für die virtuosen Kapriolen der Solistin ist, die gemeinsam mit den Klängen eines startenden Helikopters enden.
[ 4 ] Codex las Huelgas: Virgo, Sidus Aureum
Die Vertrautheit mit der Entwicklung der Mehrstimmigkeit des 13. Jahrhunderts erweist der bedeutende Codex Las Huelgas (aus dem Zisterzienserkloster Las Huelgas bei Burgos in Spanien) in dessen Sammlung arabische, jüdische und europäische Stilrichtungen und Ideen zusammen fließen, die ausschließlich für den Einsatz in der Liturgie verfaßt wurden. Die geistigen Impulse dieser Entwicklung führten zu vielfältigen, ganz neuen musikalisch-poetischen Formen.
[ 5 ] + [ 7 ] Codex Levi: “Nani nani” & “Una matica de ruda” – Sephardische Volkslieder
Den beiden Improvisationen liegen Lieder aus der Sammlung Levi zugrunde, die zu den frühesten schriftlich überlieferten spanischen Liedern gehört. Der Musikologe Isaac Levi hatte sich in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts zur Aufgabe gemacht, die Musik der Sepharden, die sich nach ihrer
Vertreibung aus Spanien überwiegend im Mittelmeerraum ansiedelten und dort ihre jüdisch-spanische Kultur weiterlebten, aufzuspüren und zu sammeln.
Una matica de ruda gehört dabei zu den bekanntesten sephardischen Hochzeitsliedern und ist mit verschiedenen Melodien von Griechenland bis Südamerika verbreitet. Allen Varianten ist das Motiv des Weinrautenstraußes gemein, das den bösen Blick abwehrt und den Brautleuten Glück bescheren soll. “Mutter, eine neue Liebe ist wie ein süßer Apfel und frisch wie eine Limone”.
[ 6 ] Dorothee Hahne: Dance macabre [in memoriam Ingrid Kreutz]
für Sopranblockflöte & Live-Elektronik [2006]
Ausgehend von dem mittelalterlichen Totentanz “ad mortum festinamus” aus dem mittelalterlichen Codex Libre Vermell de Montserrat und inspiriert von dessen Text, entstand für die Blockflötistin Maria Hoffmann (1. Preisträgerin) anlässlich des ERTA-Wettbewerbs 2006 der “dance macabre” für Blockflöte und Live-Elektronik. Uraufgeführt wurde der “dance macabre” im Finale des Erta-Wettbewerbs. Die Elektronik besteht einerseits aus einem Stereozuspielband, für das die Klänge des
Friedhoftors im Münsterländischen Schöppingen aufgenommen und in verschiedenen digitalen Variationen bearbeitet wurden. Durch Transposition und Dehnungen werden die Klänge des Friedhofstors zu virtuellen Instrumenten, über denen sich die Live-gespielte Flötentöne gemeinsam mit den Verzögerungseffekten im meditativen Ostinato vervielfachen. Durch die Überlagerungen der Delayeffekte entstehen komplimentäre Rhythmen, die Assoziationen zum mittelalterlichen Tanzschritt des Originals ermöglichen. Text und Original-Melodie des mittelalterlichen Totentanzes lassen erkennen, das der Tod ein freudig erwartetes Ereignis ist und das Leben bis dahin als eine Art Abschnitt oder auch Vorbereitung auf das Leben nach dem Tod verstanden wurde.
[ 8 ] Dorothée Hahne: Luscinia
für Sopranblockflöte, Nachtigallstimmen & Live-Elektronik über
die “Englische Nachtigall” von Jacob van Eyck [2007 – Uraufführung]
Der Gesang der Nachtigall, des unscheinbaren Vogels hat zu allen Zeiten mit Ihrer Klangfülle die Seele des Menschen berührt, als Botin der Liebe werden ihrem Lied besondere Heilkräfte nachgesagt.
Sie inspirierte u.a. den niederländischen Glockenspieler und zeitlebens blinden Blockflötenvirtuosen Jacob van Eyck (1590 – 1657), auf dessen “Englische Nachtigal” sich die Komposition Luscinia (Luscinia megarhynchos = lat. Nachtigal) bezieht und diese mit natürlichen Nachtigallgesängen in Beziehung bringt. Die romantisierte Nachahmung des Originals und dessen
Stilisierung, die echte und die künstliche Nachtigall treten in klanglichen Dialog. Form, Struktur und Themen der Komposition sind dem natürlichen Vogelgesang entnommen und erklingen gemeinsam mit elektronischen Bearbeitungen der Vogelstimmen, um über die Themen und Motive der Nachtigallaufnahmen in der Melodie der englischen Nachtigall zu enden.
Die Komposition entstand im Auftrag für das 50-Jährige Jubiläum von Soroptimist International Köln und wurde durch ein Stipendium der Gedok ergänzend gefördert.