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Tanz mit tönendem Abflussrohr | 21.06.2013 MZ

Das Alphorn schmatzt, der Rücken scheuert | 20.06.2013 WN

Experimenteller Tanz im Pumpenhaus.

Experimenteller Tanz im Pumpenhaus. Foto: Reinhard Hubert

Henrietta Horns experimentelles „Rotlicht“ im Pumpenhaus

Münster –

Tänzerin und Musikerin stehen auf der Bühne. Die eine entlockt ihrem Alphorn knarzende, schmatzende Geräusche, die andere interpretiert diese Laute mit weichen Armbewegungen, blickt ruckartig in Richtung Horn, wendet sich rasch wieder ab. Es wird lange dauern, bis beide zueinander gefunden haben . . .

Von Isabell Steinböck

„Es kommt, was geht . . .“ heißt die Improvisation, die im Rahmen von „Rotlicht“ im Pumpenhaus zu sehen war. Henrietta Horn (langjährige Leiterin des Folkwang Tanzstudios in Essen) und Dorothée Hahne (Komponistin und Multi-Instrumentalistin aus Schöppingen) gestalten acht Szenen, in denen Tanz und Musik aufeinander einwirken. Experimentell und abstrakt erscheinen die Stücke, sprachlich verspielt ihre Untertitel, wie die erste Improvisation: „Hahne mit Horn und Horn“.

Es folgt eine Komposition, „Schrittweise“, die ausschließlich aus den Geräuschen von Schritten und Tanzbewegungen entstanden ist. Elektronisch bearbeitet, kommen die Laute zu Gehör: Wie aus dem Nichts ertönen Laufen, Rennen oder Hüpfen; ein unsichtbares Wesen scheint die Tänzerin in ihren Bewegungen nachzuahmen und zu verfolgen. Oder ist die Performerin gespalten? Verfolgt sie sich am Ende selbst? Ein surreales, spannendes Stück um diffuse Ängste und Selbsttäuschung.

Mit den Erwartungen des Publikums spielt „Intermezzo I“: Dorothée Hahne setzt das Baritonhorn an die Lippen, Henrietta Horn macht entsprechende Geräusche. Aus dem Instrument erklingt kein Ton, beide haben die Lacher auf ihrer Seite.

„Boden mit Dame“ generiert seine Töne dagegen aus scheuernden, rutschenden Bewegungen: Henrietta Horn liegt auf einem Teppich, neben sich ein Mikrofon. Auf der Leinwand erscheint in Rot „on Air“; tatsächlich werden die Geräusche live aufgenommen und wieder eingespielt.

Gegen Ende der Performance singt Dorothée Hahne mit sich selbst im Kanon ein wunderschön melancholisches Stück um Werden und Vergehen. Ein Abflussrohr wird zur Tuba, Patronenhülsen im Militärhelm bilden die Percussion. Henrietta Horn tanzt dazu, endlich im perfekten Einklang mit der bedeutungsschweren Musik. Tänzerin und Musikerin begegnen sich auf Augenhöhe, jede eine Meisterin ihres Faches.

Quelle: Westfälische Nachrichten

Münster: Rotlicht – Horn/Hahne

19. Juni 2013
20:00

ROTLICHT – Die Geräusche des Tanzes

Henrietta Horn – Tanz

Dorothée Hahne – Musik
Theater im Pumpenhaus
Gartenstraße 123
48147 Münster

Der Schritt macht die Musik. Henrietta Horn, langjährige Leiterin der Folkwang Tanzstudios, und Dorothée Hahne, Komponistin und Multi-Instrumentalistin, begegnen sich zu einem grandios verspielten Tanzklangdialog. Unerhörte Choreografie trifft bewegenden Sound. Improvisierfreudig, experimentierwütig, befeuert von Live-Elektronik. Rotlicht besticht als Suite aus neun Szenen, mit Überschriften wie „Kanon“ oder „Boden mit Dame“. So variantenreich wie der Tanz zwischen Eleganz und Chaos ist das Geräuscherepertoire. Jazz-Atmen, Mundstück-Schmatzen. Ein Alphorn wird geknutscht. Ein Abflussrohr aus dem Baumarkt geblasen. Blindgängerbomben ertönen als Glocken. Stahlhelme und Eierbecher werden bespielt. Schließlich der Einklang: vollendete Harmonie zwischen Tanz und Tuba. Ein Abend des Doppelsinns, so sehens- wie hörenswert.

Mi 19. Juni 2013 20 Uhr 14,- / erm. 9,- € VORSTELLUNGEN RESERVIEREN

Presse (hier klicken)

CHOREOGRAFIE, TANZ Henrietta Horn, KOMPOSITION, KLANG Dorothée Hahne, LICHT, PIXEL Reinhard Hubert, KOSTÜMBERATUNG Margit Koch, ORGANISATION, PRODUKTION Claudia Lüttringhaus, FOTOS Reinhard Hubert, DAUER
60 Minuten, PRODUKTION Henrietta Horn
GEFÖRDERT DURCH Kunststiftung NRW, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, Sparkasse Essen, Kulturbüro der Stadt Essen, G.D Baedeker Stiftung. Dank an PACT Zollverein, Folkwang Universität der Künste, ICEM